Samstag, 12.07.2025, 6 Uhr morgens in Siegen.
Die geübten Bergsteiger Phillip und Torsten auf dem Weg in das Tiroler Kaunertal. Die Autos beladen mit Steigeisen, Helmen, Gurten, Schlingen, Karabinern, Seilen und außerdem: sechs hochmotivierte Outdoorfanatiker der JDAV.
Was sie sich damit angetan hatten bekamen sie bereits vor Ankunft zu spüren, als sich bei Erreichen des ersten Bergblicks sofort der Drang breitmachte, an dem nächst möglichen Klettergarten halt zu machen und die Woche mit ein paar schönen Routen einzuleiten. Nachdem die ersten Felsberührungen und Sicherungsbastelleien also abgehakt waren, ging es zum Lager beziehen und einer Portion Kasspatzn auf die Hütte. Abschließend sammelten wir uns nochmal zum Materialcheck und dem ersten Probeanlegen der Steigeisen, bevor es mit viel Gelächter in den Schlaf ging. Sonntag startete nach einem gutem Frühstück mit einer Tour zum „Wiesjogglkopf“. Um den Hochalpinen Charakter zu betonen fing es am Einstieg des Grats an zu schneien. Die Besteigung stellte sich im wahrsten Sinne des Wortes als steinig heraus und ließ uns unsere am Vortag eingeloteten Kletterskills wertschätzen. So kam es auch, dass sich der Rückweg als perfekte Übung des steilen Absteigens in losem Gelände inklusive Abseilens anbot. Einmal im Flow, machten wir außerdem am Fuße des Weißseeferners Halt, um uns im Gehen im Firn, dem dazugehörigen Abfangen von Stürzen, sowie mit Steigeisen, Eispickel und als Seilschaft zu üben. Obwohl wir unsere Übungen anschließend wegen eines aufkommenden Gewitters abbrechen mussten, war es also ein mehr als erfolgreicher erster Bergtag, den wir nach dem Abendessen noch mit dem Lernen von Tourenplanung abrundeten. Der nächste Tag sollte ein reiner Gletschertag werden. Angekommen am Weißseeferner, begannen wir mit dem Setzen von T-Ankern (natürlich mit dazugehöriger Qualitätsprüfung) und versuchten uns anschließend daran, Torsten aus einer mehr oder weniger natürlich entstandenen Loch über der Gletscherspalte zu befreien. Da das Wetter jedoch erneut nicht auf unserer Seite war, waren wir, nachdem es auch noch Jonathan geschafft hatte dort hineinzugeraten, alle gleichwertig geübt in der Methodik des Mannschaftszugs wie durchnässt und durchgefroren, sodass es bereits gegen Mittag zurück zur Hütte ging. Dort angekommen nutzen wir unsere Chance, die süße Küche zu testen, uns mit etwas Gletschertheorie zu befassen und die anstehende Hochtour für den nächsten Tag zu planen. Neben einer ausführlichen Runde Phase 10, gingen Hannes, Freddy und Jonathan außerdem ihrem lange ins Auge gefassten Plan nach, zu einem (mehr oder weniger) nahgelegenen Stausee zu spazieren und baden zu gehen. Dienstag war der Tour zur Weißseespitze gewidmet. Hierzu brachen wir um 7 Uhr von der Hütte auf, um all unser bisher erlerntes Wissen auf die Probe zu stellen. Mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln ging es also über Firn, Eis, Geröll und schmale Grade ca. 1000m in die Höhe. Nach einer traumhaften Mittagspause am etwa 3500m hohen Gipfel, zwischendurch sogar mal mit ein paar mehr Metern Sichtweite, wagten wir uns wieder an den Abstieg und nachdem auch Torsten die richtige Richtung erkannt hatte, fanden wir uns diesmal am aperen Rand des Gletschers zusammen, um uns im Setzen von Fixpunkten in Form von Eisschrauben und Eissanduhren zu beweisen. Passend zur Umgebung konnten wir die Tour damit auch mit einer Eisrunde ausklingen lassen (Ein großes Dankeschön an dieser Stelle nochmal an unseren Sponsor Phillip). Am nächsten Morgen ging es für uns an den „Fernergrieß“, von wo aus wir uns auf den Weg zur Gepatschfernerzunge machten. Dieser führte uns einmal quer durch verschiedenste Höhenstufen der Vegetation der Alpen und bot die perfekte Gelegenheit, unser geografisches Wissen über die Berglandschaft und die Auswirkungen des Klimawandels aufzufrischen. Angekommen am Gletscher schmissen wir uns, nun schon fast routiniert, in unsere Ausrüstung und bewegten uns durch die Spaltenlandschaft. Als die am besten geeignete Übungsspalte gefunden war, machten wir uns an die Bergungstechnik der „Losen Rolle“, sowie die Selbstrettung, bevor wir uns an einer kleinen Steilwand am Eisklettern versuchen durften. Nach Abstieg und Ende des Tages hatten wir also zumindest fast genauso viel Wissen über Gletscher wie über Zirben gesammelt. Wir wünschen Torsten an dieser Stelle weiterhin ganz viel Freude an seinem persönlichen Zirben-Prachtexemplar. An unserem finalen Tag ging es ins Klettergebiet „Fernergrieß“. Auch hier gab es noch viel zu lernen und aufzufrischen, wie etwa das Sichern mittels Halbmastwurf, das sichere Begehen von Klettersteigen, sowie das Führen von Gruppen und das Bezwingen von Mehrseillängen. Auch ein paar Sportkletterrouten durften natürlich nicht fehlen, womit ein gelungener Tag, sowie eine äußerst gelungene Woche zum Ende kam. Nach einem letzten spaßigen Abend, einer Reflexionsrunde und dem Zusammensuchen aller persönlichen Gegenstände aus Lager und gut genutztem Trockenraum, ging es Freitagmorgen also zurück in Richtung Siegerland.
Vielen Dank an Phillip und Torsten für die schöne Zeit!
PS: Wer von nun an auffällig schöne Sticker in der Region (alternativ eventuell auch weiterhin in seinem Auto) findet – liebe Grüße von Jonathan, Gerrit, Matthis, Hannes, Freddy und Mona